Wie Traditionsunternehmen Markenbildung vorleben
Wieso ist Wolfgang Grupp, Inhaber von Trigema, ein so gefragter Redner, Diskussionsteilnehmer und zudem fast wöchentlich in einem Podcast oder einer Fernsehsendung präsent? Die Frage lässt sich ganz einfach beantworten: er ist Trigema, Grupp die Marke. Er lebt Markenbildung vor.
Markenbildung ist ein Must-Have – von Anfang an
Die klassische StartUp Situation: viele Baustellen auf einmal, kleines Budget, wenig Zeit – in der Phase der Unternehmensgründung fällt das Thema Markenentwicklung allzu häufig weit nach hinten oder gar ganz unter den Tisch. So versuchen viele Gründer, mit ein paar rudimentären Maßnahmen einen Haken daran zu setzen und verschieben das Thema auf „später“.
Doch damit verschenken Gründer enormes Potenzial. Ein prägnanter Markenname, ein überzeugender visueller Auftritt mit einem herausragenden Logo, die Gründer-Persönlichkeiten herausgestellt. Das alles wirkt sich positiv auf den Markterfolg neuer Produkte oder Dienstleistungen aus. Denn: Schon in der Gründungsphase können StartUps mit einem professionellen Branding den künftigen Erfolg sicherstellen: erste Kunden mobilisieren, potenzielle Mitarbeiter ansprechen oder wichtige Sals Angels überzeugen.
Wolfgang Grupp: Eine Personenmarke, die im Gedächtnis bleibt
Schauen wir auf Grupp. Grupp ist sicher nicht langweilig. Ein Tagesablauf wie ihn Wenige kennen: Von 6 Uhr morgens bis zur letzten Besprechung im Familienrat gegen 21 Uhr, insgesamt 14 Stunden Business – und das mit 75 Jahren. Dabei immer adrett gekleidet, maximal menschlich und ständig in den Schlagzeilen. Zuletzt mit Äußerungen zu seiner Nachfolge bzw. der sofortigen Umstellung auf Maskenproduktion und deren hohe Preise.
Zehn Baumwoll-Polyester-Masken von Trigema kosten 120 €. „Der Preis ist für mich angemessen, wenn die Löhne und Sonderausgaben gedeckt sind“, sagte Grupp der Zeitung Welt. Weiter: „Keine Kündigungen und keine Kurzarbeit dank Maskennäherei!“
Die Umstellung von Sport- und Freizeitbekleidung auf Masken schützt 1.200 Arbeitsplätze. „Wir haben natürlich niemanden in Kurzarbeit geschickt“, so der Trigema-Chef. 80 % der Näher arbeiteten zurzeit in der Maskenproduktion, die Übrigen produzierten Stoffe für das Lager.
Und genau das macht die eigene Marke aus: Klare Worte, sofort der Situation angepasst und markenwahrend.
2018 machte das Unternehmen 101,6 Millionen Euro Umsatz, doch von Abgehoben keine Spur: Täglich sitzt der Multimillionär bei seinen Mitarbeitern im Großraumbüro, denn in den Ruhestand will er noch lange nicht: „Stellen Sie sich mal vor, ich müsste die ganze Zeit auf die Jagd oder spazieren gehen!“, kommentiert Grupp.
Wer in anderen Unternehmen den Chef sprechen will, muss erst an seiner Empfangsdame vorbei. Bei Trigema ist das deutlich einfacher – denn im Foyer begrüßt ein Stoffaffe die Besucher. Das Empfangspersonal hat Grupp schon vor Jahren abgeschafft. „Neben dem Affen steht ein Telefon, mit dem jeder oben in den Büros anrufen kann“, sagte der Trigema-Chef mal in einem Interview. „Das reicht.“
Hier gibt es viele Parallelitäten zur StartUp Welt. Die Frage ist nur, nehmen StartUps diese erfahrenen Vordenker als Vorbilder wahr?
Wer am Markt bestehen will, muss Gesicht zeigen
Gerade StartUps und junge Unternehmer müssen sich anstrengen, um überhaupt am Markt wahrgenommen zu werden. Sie benötigen einen Vertrauensvorschuss und Fürsprecher ihrer Geschäftsidee und Kompetenz. Denn üblicherweise haben sie noch keine oder erst wenige Leistungen oder Vertriebserfolge vorzuweisen. Sofern ihr Angebot austauschbar ist, haben es Gründer doppelt schwer, sich nachhaltig ins Bewusstsein zu bringen und nicht gleich wieder in Vergessenheit zu geraten.
Ein stimmiges Branding wird helfen: In Verbindung mit einer guten Marke wird der Kunde das Angebot oder Dienstleistungsportfolio plötzlich mit Assoziationen abspeichern. Der Kunde bekommt im wahrsten Wortsinn ein Bild von Produkt, Marke und Unternehmenspersönlichkeit.